Mathias Brodkorb im Interview mit Alexander Marguier – „Die Linke betreibt Klassenkampf im Internet“

Shownotes

Die Linkspartei war praktisch schon totgesagt, doch jetzt ist sie plötzlich wieder voll da. Besonders bei jungen Wählern scheint die Truppe um Fraktionschefin Heidi Reichinnek gut anzukommen. Aber was ist der Grund für den aktuellen Linken-Hype? Darüber spricht Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier mit dem Autor und Linken-Kenner Mathias Brodkorb.

Die aktuelle Titelgeschichte von Mathias Brodkorb zum Wiederaufstieg der Linken können auf cicero.de oder in der Juli-Ausgabe von Cicero nachlesen und hier bestellen.

Inhalt Podcast:

04:16 "Bei den Recherchen zu meinem Artikel sagten die (Mitglieder der Linken) auch unter vier Augen, dass sie das selber fasziniert und verblüfft waren, wie sie da wieder zurück auf die Tagesordnung oder zurück ins Geschäft gekommen sind. Die sind fast alle davon ausgegangen, dass es nicht klappt. Insofern war das für alle Beteiligten total überraschend." (Mathias Brodkorb)

11:34 "Jetzt erleben wir ganz deutlich auf dem letzten Parteitag vor ein paar Wochen die Rückkehr zur primitiven Klassenkampfrhetorik, zum revolutionären Eifer und zu, ich möchte niemandem zu nahe treten, aber kindlichen und naiven Vorstellungen davon, wie Wirtschaft im 21. Jahrhundert sozialistisch neu gedacht werden kann, nämlich genauso wie im 19. Jahrhundert von der Arbeiterklasse mal und ihren Führern überlegt und historischer gnadenlos gescheitert in verschiedenen Modellen." (Mathias Brodkorb)

15:25 "Also wenn ich das richtig sehe, ist entscheidend bei dem Wahlergebnis der Linken der Anteil der jungen Wähler und der Anteil der muslimischen Wähler. Die Linkspartei in Deutschland ist unter den Muslimen auf Platz 1. Danach kommt die SPD. Und das haben sie strategisch auch ganz bewusst gespielt." (Mathias Brodkorb)

20:41 "Also auch in der Partei krempelt sich alles komplett um. Und die älteren Mitglieder der Partei, auch erfahrene Funktionäre, sagen, naja, das ist eine völlig andere Generation, die da kommt. Die wissen eigentlich politisch wenig. Die haben ganz viel gefühlige Ansichten, (…) glauben, dass das, was sie da fühlen, was Positives für die Welt wäre, aber haben eigentlich nicht viel Ahnung, sind aber irgendwie an Inhalten interessiert." (Mathias Brodkorb)

25:31 "Das ist dieses Weihnachtsmann-Syndrom, das es in der Linken ja seit ihrer Entstehung gibt. Zieh dir einen roten Mantel an und verteile die Geschenke. (…) Ich meine, du kannst natürlich damit keinen Staat führen. (…) Wenn Herr van Aken Bundeskanzler wäre oder König von Deutschland vielleicht und man würde ihm die Gelegenheit geben, solche Dinge umzusetzen, dieses Land wäre innerhalb von Monaten an die Wand gefahren." (Mathias Brodkorb)

27:54 "Die CDU Berlins ist das, was in anderen Ländern die SPD ist. Die SPD Berlins, ist das was in andere Ländern die Linkspartei ist." (Mathias Brodkorb)

31:43 "Mit dieser Bundestagswahl hat sich die Linke endgültig als gesamtdeutsche linke Partei etabliert und nicht mehr als Nachfolgerin der SED." (Mathias Brodkorb)

Kommentare (2)

Volker Huber

Danke für den gleichermaßen informativen wie unterhaltsamen Podcast. Ich sehe es – zumindest aus der Perspektive einer Uni-Stadt wie Freiburg – ebenso, dass man inzwischen von einer neuen Linkspartei mit urbanen Schwerpunkten sprechen kann. Es gelingt ihr, Sozialdemagogie mit Wokismus zu verbinden, die muslimische Migranten ebenso wie das angehende akademische Prekariat ansprechen. Das ist für sich schon eine Leistung, die allerdings wiederum auf grünen und sozialdemokratischen Verlusten nach dem Ampel-Frust aufbauen kann. Ob das Zukunft haben wird, steht in den Sternen.

Tokugaes

Fragt sich jemand, warum bei muslimischen Wählern in Deutschland ausgerechnet die woke Linkspartei auf Platz 1 liegt, Deutsch-Türken aber mit 2/3-Mehrheit Erdogan wählen? Hat das möglicherweise etwas mit dem Zugang zur Schatzkammer Sozialstaat zu tun? Stimmenkauf durch unbegrenzten Zugriff auf die Gelder der Solidargemeinschaft, die beide in der gegenwärtigen Form verachten.

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